Richard Fischer: 50 Jahre im Einsatz für Gewerkschaft und Gesellschaft - DGB ehrt langjähriges Mitglied
Waldkraiburg. Richard Fischer ist gelernter Netzsch-Maschinenschlosser, SPD-Politiker, ist Kreisrat, Stadtrat, Zweiter Bürgermeister der Stadt, Landrats-Stellvertreter – der 65-Jährige blickt im Oktober auf eine seit 50 Jahren andauernde Karriere beim DGB zurück. Der Weg reicht von der Gewerkschaftsjugend bei den Metallern über die Betriebsratsarbeit und 33 Jahre bei der IG Bau, vom Einsatz als Regionsgeschäftsführer bis zum DGB-Vorsitz im Landkreis Mühldorf.
Aller Anfang ist schwer – das galt auch schon im Herbst 1970: Als junger Lehrbub vor allem Brotzeit holen für die Arbeiter und tagelang die Werkhalle zusammenkehren – auf solche Ausbildungsmethoden wollte sich Richard Fischer nicht verlassen. Die Folge war für damalige Zeiten ein Unding: die Lehrburschen streikten. Die folgende Standpauke samt Einschüchterung war die erste Erfahrung in der Auseinandersetzung mit einer Betriebsleitung – und für den 15-jährigen Richard der Einstieg in die Gewerkschaftsarbeit, der Beginn einer heute 50-jährigen DGB-Karriere.
„Ich hab vieles hingekriegt“
Nach der Gewerkschaftsjugend folgt der Dienst in der Landesstelle, die Ausbildung bei der Akademie der Arbeit, der Einsatz bei Bau-Steine-Erden in Rosenheim. Richard Fischer wird DGB-Geschäftsführer in Landshut, später in Rosenheim. Wird die Gewerkschaft am Anfang der 80er Jahre von manchen eher als Freizeit-Gestalter aufgefasst, setzt Fischer auf die Arbeit in den Betrieben. „Für mich war es immer wichtig, etwas für andere zu tun und zu erreichen“, sagte Fischer bei einer DGB-Jubiläumsfeier vor kurzem in Waldkraiburg. Und: „Ich hab vieles hingekriegt.“
Gewerkschaftsarbeit und Politik
Doch die Arbeit in den Betrieben und für die Angestellten ist nur eine Seite des Gewerkschaftsmitglieds Fischer. Er gehört zwar der SPD an, ist aber als Gewerkschafter ganz grundlegend politisch aktiv – in den 90er Jahren vor allem im Einsatz gegen politischen Extremismus, anfangs gegen die Republikaner, später gegen die AfD. Eine Erfahrung Fischers: „Ich bedauere, dass die Menschen oberflächlicher geworden sind.“ Für Fischer ist es wichtig, Dinge zu hinterfragen. Kein einfaches Vorhaben in dieser schnelllebigen Zeit. Doch Fischer bemerkt heute eine positive Entwicklung, sieht junge DGB-Mitglieder, die, „von der Gewerkschaft befähigt die Verantwortung übernehmen“.
Fischer bewegt
„50 Jahre beim DGB – das ist extrem lang“, sagte der amtierende oberbayerische DGB-Regionsgeschäftsführer Günter Zellner bei der Jubiläumsfeier. Fischer habe 1970 „Aufbrucharbeit“ geleistet. Viele Erfolge hätten erst erstritten werden müssen. Fischer sei seinerzeit der jüngste Regionsgeschäftsführer gewesen – und später der dienstälteste. Der DGB brauche Mitglieder wie Fischer, „Menschen, die die Organisation bewegen“, so Zellner. Fischer verstehe die Gewerkschaftsarbeit seit jeher als Dienst für andere.
Richard Fischer sagte, sein langjähriger politischer und gewerkschaftlicher Wegbegleiter Erwin Schmitzberger habe seinerzeit den Anstoß zur Mitgliedschaft in der IG Metall gegeben. Schmitzberger sprach bei der Jubiläumsfeier von einer Notwendigkeit, gleichzeitig politisch und gewerkschaftlich aktiv zu sein.